Die Fortsetzungsgeschichte meiner re:publica ist heute kopiert – doch Empathie und Pathos empfinde ich sehr wohl für beide Vorträge, die ich schon fürs vibrio-Blog zusammenfasste. Man nehme es mir nicht übel bitte, ein up-date anderer Eindrücke folgt in der Zusammenfassung.
Zwischen Empathie und Pathos – re:publica reloaded?
Tag1 der re:publica versprach so manches, unter anderem offene Worte von Günter Dueck und Sascha Lobo. Der eine sprach viel von Empathie in seiner mittäglichen Keynote, der andere von Wut und Pathos in seinem längst nicht mehr als Überraschung geltenden Vortrag zum Abschluss des Tages. Doch beiden Speakern gemeinsam war die Präsenz auf der Bühne der re:publica, reloaded sozusagen. Dueck trat schon 2011 auf die Bühne, um seine mathematisch philosophischen oder auch philosophisch mathematischen Gedanken zum Internet und seiner Präsenz zum Besten zu geben. Oder war es eher die Präsenz im Internet? So ganz ist das nie zu trennen, wenn Dueck spricht. Auch 2013 forderte sein Vortrag die ganze Aufmerksamkeit der Zuhörer.
Was goethesche Farbenlehre mit Gesellschaft zu tun hat
So stieg Dueck in seinen Vortrag ein mit den Worten: „Sie werden jetzt hier viel grünes hören, eigentlich alles, denn grün ist gut“ ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen. Doch diesen Worten folgte schon gleich die Relativierung, denn eigentlich sei das Internet, sei die Gesellschaft bunt, es gäbe rot, blau, gelb, orange und auch grün. Wie dies zusammenhänge und was es mit Diskurs statt Diskussion auf sich habe, war in den nächsten gut 25 Minuten sein Thema. Oder auch sein roter Faden, den die Zuhörer mitunter zwischendurch wieder suchen mussten, nicht nur, weil zunächst die Visialisierung seiner Gesellschaftszuordnungen aus technischen Gründen verzögert wurde. Doch was Dueck in leicht kabaretistischer Manier versuchte zu vermitteln, liegt tiefer verborgen. Kritik an der Politik trug er offen vor, kreidete den Piraten die ewige Diskussion statt wirklich reden und einen Diskurs zu führen an, die Verbotsmentalität der Grünen bekam ebenso einen Seitenhieb, wie die konservativen Einstellungen zu der Netzneutralität oder einer Direktive gegen die „Telekomgesellschaftsverdrosselung“, einer Dueck’schen Wortschöpfung zur re:publica 13.
Wir brauchen mehr Empathie
Seine Kritik richtete sich vor allem gegen die gesellschaftlichen Entwicklungen, wenn er mehr Empathie forderte. sein vergleich, in welchen gesellschaftlichen Strukturen wir festgehalten würden, sollte zeigen, wie die Entwicklung und der Umgang mit dem Internet und allem, was daraus und darin entsteht, gebremst und belastet wird. Schön, wenn er dabei klar macht, dass der Wettbewerb nicht das ist, was wichtig und richtig ist. Schön auch, dass er nicht am Rednerpult steht und predigt – obwohl es schon ein Art Predigt ist, die er hält. Er lässt die Zuhörer miterleben, wie Jungs einen Wettstreit haben – wenn sie um die Wette rennen wollen, und nur einer der Sieger sein kann – fast fürchtet man, er würde selber gleich den Spurt über den Bühnenrand beginnen. Sein Vortrag ist selber getrieben von Empathie, die er für das Internet und seine Entwicklung, seine Integration in den Alltag empfindet. Was er erreichen will damit, ist auch zu zeigen, dass es mehr braucht als eine eingeschworene Gemeinde, wie es die re:publica Besucher nun einmal sind, um „Draußen“ etwas zu ändern. Er will den Aufbruch, das „Nach-Außen-Tragen“ erreichen. Und das Verändern der gesellschaftlichen Farbgebung. Schließlich soll alles Grün werden, die Farbe, die gut ist, die für Diskurs statt Diskussion steht. Er will eine gute Ehe erreichen, einer Ehe zwischen den Welten Internet und „draußen“, ganz gemäß des Mottos: in-side-out.
Wer wird den gleich wütend?
Auch Sascha Lobo betritt kein Neuland, wenn er auf der re:publica auf die Bühne kommt. Ein bisschen Star muss schon sein, so wird seine Ankunft mit Licht-Digital-Show eingeleitet und er zierte sich ein bisschen, bevor er ins Rampenlicht trat. Für die Gags sei Mario Sixtus verantwortlich, der virtuelle, für den er desshalb „stellvertretend einen Stuhl mit auf die Bühne“ nehme, begann sein Vortrag. Immerhin, er legte nicht gleich los damit, die Welt und insbesondere die heile Internetwelt zu beschimpfen. Ein wenig nahm er jedoch alle gleich auf den Arm, als er seinen Vortrag mit ach so niedlichem Dog- ( und auch Cat-) Content bebilderte. Er wäre nicht Lobo, würde er nicht alles doppelt und dreifach überlegt verwenden und uns damit sagen: Hey, denkt nach, was ihr wirklich hört und seht. Doch kommen wir zu seinem Thema: das freie, offene und sichere Internet. Für das er mehr Wut einfordert. Und Pathos. Und ein Logo gesucht hat.
Lobo googelt Logo – für das Internet
Bevor er uns seinen „nicht unfucking schützbaren“ Logo-Vorschlag für das Internet präsentierte, zeigte er noch seine Wut, besser gesagt, seine Theorie, wie man das mit dem Internet und der Gesellschaft so voranbringen könnte. Wut kann er. Und Pathos brauchen wir, mehr Pathos, die Wut wäre ja schon da. Er sparte nicht mit Bildern, auch zur Drosselungskampagne der Telekom bot er ein neues Logo. Doch welches Logo gäbe es denn für das Internet, fragte er. Und hat es selbst gegoogelt. (So wissen wir nun, das Lobo die Bären-Apotheke öfter im Internet besucht, hatte er doch seine Suche mit dem persönlichen ( g+)Profil im Hintergrund durchgeführt. ) Und weil es einfach nichts gibt, das in allen Schriftarten – auch Comic Sans – funktioniert, hat er selbst eins entworfen. Klar.
(#) – das geht sogar in Zapf Dingbats: mit Flugzeug, angeschnittener Schere und Briefumschlag. „Näher dran am Internet“ ginge es wohl kaum, war sein Kommentar dazu.
Wut alleine reicht eben nicht
Und damit schloss er den Kreis zur Welt da draußen – mit wenig Flausch, mehr Wut und Pathos, aber klaren Worten: „Wir haben verkannt, dass Netzpolitik zuvorderst Politik ist und nur ganz wenig Netz.“ Es sei ein zähes Geschäft, diese Netzfreiheit durchzubringen und er wisse auch nicht, ob das Logo Frau Merkel überzeugen könne. Doch tun müssten alle etwas dafür, re:act sozusagen.
Und damit sind meine Eindrücke dieser beiden Speaker erst einmal eingefangen – zum Nachlesen lohnt sich ein Blick ins schnellste e-book der Welt, das jeweils am Folgetag in der Früh bis 12 Uhr auf allen bekannten Plattformen kostenlos die Zusammenfassung aller Sessions des Vortags bereithält. ( Der Text ist ein Zitat des vibiro-Blog-Beitrags vom 6.5.2013)
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