Früher machte ich das schon einmal: Ich schrieb einen Brief, wohl wissentlich, dass ich ihn NIE abschicken würde. Darin standen Gedanken, die ich loswerden wollte. In den wenigen Fällen, in denen ich solche Briefe schrieb, ging es immer um die Auseinandersetzung mit Freundschaften. Immer halfen sie mir, Situationen zu klären. In erste Linie für mich, in zweiter dann auch in den realen Situationen. Und nicht immer waren es Abschiede. Ich schöpfte aus diesen Reflektionen ebenso oft neue Möglichkeiten, Situationen zu klären, um Freundschaften zu erhalten oder wieder aufleben zu lassen.
Nur geschrieben
Seit es kaum mehr Briefpost unter Freunden gibt – mit Ausnahme von besonderen Anlässen – ist mir irgendwie das Brief-schreiben verloren gegangen. Nicht, dass ich nicht gerne solche anlaßbedingte Post verschicken. Doch, das tue ich, sogar manchmal an Menschen, mit denen ich noch nicht einmal persönlich und sei es nur telefonisch ein Wort gesprochen hätte. Vielleicht schreibe ich gerade denen auch gerne, weil sie meine Gedanken an sie ja noch nicht einmal ahnen können und ich das Bedürfnis habe, ihnen mitzuteilen, dass ich an sie denke. Ich erwarte noch nicht einmal eine Antwort, schließlich haben sie ja nicht darum gebeten, dass ich ihnen etwas schreibe – das ist ja alleine mein Tun gewesen.
Ungeschrieben
Stattdessen schreibt sich heutzutage schnell mal ein Mail, ein Chat, ein Posting-Kommentar. Fast von selber. Nein doch nicht. Und vor allem ist er meist längst nicht so persönlich, so bewußt und ausschließlich – denn, wie auch gerade während ich den Blog-Post schreibe, es sind ja oft noch andere elektronische Briefkästen geöffnet und unter Beobachtung. ud solche Briefe, die nicht verschickt werden, schreibe ich elekronisch sowieso nicht. Dabei würde ich gerne wieder einen Brief schreiben. Weil ich gerade die Person, an die er gerichtet wäre, nicht (mehr) erreiche. Ich weiß nicht, was und wie etwas von mir aufgenommen wird oder würde. So einfach das mal auf Papier zu bringen, würde mir vielleicht Klarheit verschaffen. Und einen Zugang. So ein ungeschriebener Brief ist einfach Mist.
Einfach zuhören
Ich würde ihr doch so gerne sagen, dass ich mich vor Jahren soo sehr gefreut habe, einfach mal mit jemandem zu reden, der nicht direkt involviert ist, der nicht alle kennt, die für das meinige Problem mit verantwortlich waren und der einfach mal zuhört. Und dass ich das gerne auch zurückgeben würde. Wenn ich könnte/dürfte. Weil ich die Situation kenne. Es tut manchmal einfach gut, offen sein zu können und nicht eine Fassade aufzubauen. Die schützt einen zwar, aber wer die Person dahinter kennt, weiß auch, dass sie nicht die Wirklichkeit wiederspiegelt. Sondern nur einen Teil. Und einen Wunsch. Dabei kann dieses Bild durch das „sich etwas von der Seele reden“ tatsächlich immer mehr Wirklichkeit werden. Zumindest war das bei mir oft so. Besonders dann, wenn der Zuhörende keine VerBeurteilung des Ganzen vorgenommen hat. Sondern einfach nur die richitgen Fragen gestellt. Mir beim Weiterdenken geholfen hat. Aber das steht jetzt in dem ungeschriebenen Brief und ich weiß immer noch nicht, wie ich die Person erreiche. Oder ob sie erreicht werden will. Ich warte einfach, und wenn, dann höre ich zu, so wie sie damals.
Schreibe einen Kommentar